Ein Jahr ist inzwischen vergangen, als Daniela Hänel untenstehende Zeilen geschrieben hat! Und was ist passiert? Weitere Ankündigungen, Aufforderungen und Entscheidungen wurden getroffen und um Verständnis gebeten, so dass inzwischen keine finanziellen Effizienzressourcen mehr da sind.
Eine Anhebung des Zwangsrabatt an die gesetzlichen Krankenkassen führt dazu, dass ihr Einkommen nun auf dem Niveau von vor 20 Jahren ist. Die Kosten und Inflation in den vergangenen Jahren aber um über 45 Prozent gestiegen sind.
Nun wurde Dank der amtierenden Regierung der Bundesadler in den Pleitegeier verwandelt. Wir sind finanziell kaputt gespielt!
Daniela Hänel vom 22. November 2022
Wir bitten um Verständnis… Wie oft habe ich diesen Beginn eines Satzes in den letzten Tagen, Wochen und Monaten gehört, gesehen und gelesen. Ich bin ganz ehrlich, Ihr könnt gern bitten, aber ich habe kein Verständnis mehr!
Ich soll Verständnis für eine Mieterhöhung um 10,45 Prozent, rückwirkend zum 01.06.2022, haben.
Ich soll Verständnis für die Umlegung der erhöhten Kosten der Großhändler auf mich und mein Unternehmen haben.
Ich soll Verständnis für die Steigerungen der Energie-, Verpackungs- und Rohstoffpreise der pharmazeutischen Industrie und den damit verbundenen Preiserhöhungen und Rabattkürzungen für Arznei- und Hilfsmitteln, Medizinprodukten und Nahrungsmittel haben.
Ich soll Verständnis für die überhöhten Spritkosten, aufgrund steigender gesetzlicher Steuern und Umlagen, haben.
Ich soll Verständnis für den gesetzlich festgelegten Mindestlohn und die Erhöhung der Minijobpauschale haben.
Ich soll Verständnis für die steigenden Strompreise haben. Ohne Strom kann ich keine Arzneimittel nach vorgeschriebenen und festgelegten Temperaturen lagern.
Ich soll Verständnis für die steigenden Gaspreise haben. Ohne Gas keine entsprechende Lagertemperatur, frierende Mitarbeiter und 24-Stunden-Notdienste im Winter bei Minusgraden?
Ich soll Verständnis für die ansteigende Gewerbesteuer haben.
Ich soll Verständnis für die steigenden Handwerker- und Dienstleistungskosten haben.
Ich soll Verständnis für die steigenden Kosten meiner IT- Softwarefirma haben. Ohne Computer können wir nicht arbeiten. Allein 36 000 Rabattverträge müssen wir beachten.
Ich soll Verständnis für das riesige Finanzloch der GKV haben und soll deshalb noch mehr Rabatt an aktuell 97 Krankenkassen bezahlen. Diese verschwenden das ihnen anvertraute Geld der Versicherten und Leistungserbringer im Gesundheitswesen für Werbung. Sponsoring, Management und überproportionalen Verwaltungskosten.
Ich soll Verständnis für die vielen, vielen Fehlerteufel von anderen haben, die permanent auftreten und dadurch meine Arbeit und die meiner Mitarbeiter in der Apotheke negativ beeinflussen.
Ich soll Verständnis für die Nichtlieferfähigkeit von lebenswichtigen Arzneimitteln haben, aber wie und wo ich diese herbekomme, ist mein Problem.
Ich soll Verständnis für alle Patienten und Mitmenschen haben, weil ich per Gesetz einen Versorgungsauftrag habe, nämlich 24/7…
Ich soll Verständnis für unsere Politik und Regierung haben, denn sie wollen nur das Beste für unser Land.
Und wer, ja wer hat eigentlich Verständnis für mich und meine Kolleginnen und Kollegen als Arbeitgeber, selbständige Apotheker, Steuerzahler, Elternteil, Ehepartner und Mensch?
Wer nimmt eigentlich Rücksicht auf uns, unsere Bedürfnisse und Arbeit, Leistung und Einsatz?
Wir können all die Kosten, die uns VERSTÄNDNIS-VOLL übertragen werden, nicht mehr stemmen! Und wir können diese auch nicht auf den Endverbraucher, Kunden oder Patienten umlegen, weil es die Arzneimittelpreisverordnung und die daraus resultierenden Honorierung für uns aus dem Jahre 2004 nicht zu lässt!
Ich habe aktuell nur Verständnis für jeden selbständigen Mittelständler, der unter den aktuellen Bedingungen nicht mehr selbst und ständig tätig sein will!