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Freie Auswahl — bei Risiken und Nebenwirkungen fehlen Ärzte/Ärztinnen und Apotheker/Apothekerinnen
Douglas, die Parfümeriekette übernimmt die niederländische Versand-Apotheke Disapo, sofern das Kartellamt zustimmt. Die Übernahme wird erlaubt werden, ohne die vorgeschriebene Prüfung des Verbraucherschutzes.
Viele sehen diese Übernahme sehr kritisch, nicht nur die Freie Ärzteschaft e. V., auch die Freie Apothekerschaft e. V. mit ihren Mitgliedern und weitere Apotheker/innen in Deutschland.
Dieser Entwicklung hin zu einer rein ökonomischen und gewinnorientierten Zielsetzung muss ein Ende gesetzt werden. Auch ein gesamtwirtschaftlicher Schaden wird in Deutschland hervorgerufen, weil Umsätze im Ausland gefördert werden.
Ärzte und Apotheker sitzen im selben Boot, denn wie die Zuwächse im Fernabsatz ohne Beratung zeigen, macht diese Art der Digitalisierung auch vor dem Berufsstand der Ärzte nicht Halt. Elektronische Rezepte von ZAVA, ausgestellt von den 24/7-tätigen Ärzten, finden inzwischen regelmäßig ihren Weg in die Apotheke vor Ort, wahrscheinlicher ABER noch viel öfter in die Niederlanden zu den dort ansässigen Versendern. Schließlich wurde letztens erst mit Erfolg verkündet, dass über 250 000 Verordnungen ausgestellt wurden.
Diese elektronischen Rezepte über PDE-5-Hemmer, Hormone, Antibiotika, inhalative Beta-Blocker und Co. werden unkontrolliert über ein paar Klicks erstellt und nach einer gewissen Zeitspanne, die hauptsächlich durch das Personal der Lieferdienste determiniert wird, liegt das Paket im Briefkasten, ohne dass der Patient je einen ernsthaften Kontakt zu medizinischem Personal hatte. Patientensicherheit? Fehlanzeige! Eher freie Auswahl aus dem Sammelsurium an hochwirksamen Arzneimitteln.
Und wer gebietet Einhalt? Wer prüft die wahrheitsgemäßen Angaben des Online-Bestellers? Nebensache! Solange der Rubel rollt, ist alles ok.
ZAVA ist ja nicht das einzige Beispiel, bei dem der eigentliche Arzt/Patient- Kontakt umgangen wird. Im letzten Sommer hat die Zur Rose Gruppe (bestes Pferd im Stall ist DocMorris) bekanntlich Teleclinic übernommen und bewirbt seitdem diese Kooperation!
Natürlich mit dem Hintergedanken, seine DocMorris-Kunden an Teleclinic zu verweisen und die Verordnungen direkt selbst zu beliefern.
Das Edikt von Salerno wird ausgehebelt, das Patientenwohl zur Nebensache, Hauptsache die Aktionäre und saudischen Investoren werden befriedigt!
Wahrscheinlich kennen auch Sie die diversen Plattformen, die Telemedizin anbieten und dabei geltendes Recht beugen. Im jeweiligen Impressum ist zu sehen, von welchen Ländern aus agiert wird. Seiten wie Dr. Ansay https://dransay.com , wo man über zwei Klicks einfach eine AU bekommt, apomeds https://apomeds.com, der schnelle Klick zur blauen Pille, oder gospring https://www.gospring.de ohne Verordnung zum vollen Haupthaar dank Finasterid und Minoxidil.
Teilweise erfolgt dies auch unter Zuhilfenahme von Ärzten, denen es lukrativ erscheint, vor dem Bildschirm Pseudoverordnungen auszustellen, ohne die Patienten hierfür persönlich zu untersuchen. Diese Fachkräfte fehlen vor Ort für eine flächendeckende Gesundheitsversorgung. Wobei fraglich ist, ob die Ärzte wirklich existieren? Wer hatte denn schon bei telefonischer Rücksprache die ZAVA Ärzte erreicht? Ich jedenfalls noch nicht. Auch Rückfragen per Mail an den/die Verordner/in werden nicht beantwortet, was bei diesem digitalen Angebot eine Grundvoraussetzung sein sollte!
Mit der Einführung des e-Rezeptes in Kombination mit dem Arzneimittelversand und Telemedizin wird dem Ganzen noch mehr Vorschub geleistet und die Strukturen, die für eine echte Versorgung notwendig sind, werden zerstört. Auch die Zunahme der Arzneimittelintoxikationen und Falschbehandlungen steigen dadurch zunehmend, eine Gefahr für Leib und Leben.
Dieser Entwicklung dürfen wir nicht einfach zusehen!
Deshalb ist es wichtig, dass die Freie Ärzteschaft e. V. mit der Freien Apothekerschaft e. V. ihre Kräfte bündeln und zusammenarbeiten. Ärzte/Ärztinnen und Apotheker/Apothekerinnen können gemeinsam bei der Politik mehr erreichen, als jede Gruppe nur für sich allein. Und letztendlich geht es uns allen auch darum, eine berufliche Perspektive für junge Kollegen/innen zu bieten und ein funktionierendes Versorgungssystem in Deutschland zu erhalten.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Daniela Hänel
1. Vorsitzende Freie Apothekerschaft e. V.